Der erste Schritt bei Verhaltens-Problemen
Wenn Hunde Verhaltensauffälligkeiten zeigen, ist der Weg zur Lösung leider oft nicht geradlinig. Studien zeigen, dass Hundehalter bei Verhaltensproblemen zunächst Google (65%) oder andere Hundebesitzer (58%) konsultieren. Erst danach folgen Hundetrainer (45%) und der Haustierarzt (30%). Nur etwa 5% der Halter suchen direkt einen Fachtierarzt für Verhaltensmedizin auf.
Wo bekomme ich sachkundige Hilfe?
Leider haben besonders schwierige oder psychosomatisch erkrankte Hunde häufig eine lange Odyssee hinter sich, bis sie das Potenzial professioneller verhaltensmedizinischer Betreuung aufsuchen – und das, obwohl Fachtierärzte für Verhaltensmedizin eine besonders qualifizierte Berufsgruppe darstellen.

Aus der Praxis: Jaro
So auch bei Jaro, einem Mischlings-Rüden der nervös-aggressives Verhalten seinen Besitzern gegenüber zeigte und das Training der Hundeschule einfach keine Verbesserung erzielen konnte. Die Anamnese in der verhaltensmedizinischen Sprechstunde unserer Fachpraxis ergab chronische Verdauungsstörungen und ein deutliches Schlafdefizit durch seine permanente Unruhe. Nach Umstellung des Futters, Verbesserung seines Schlafpensums, Behandlung mit Vit B-Injektionen und Unterstützung seiner Verdauung durch unterschiedliche Prä- und Probiotika wurde der Hund entspannter und hatte zum ersten Mal eine Chance, positiv auf verhaltensmodifizierende Maßnahmen zu reagieren. Heute lebt er problemlos mit seiner Familie, die auch noch ein Baby bekommen haben.

Mehr als 30% der Verhaltensauffälligkeiten haben ihre Ursache in medizinischen Problemen wie z.B. Magen-Darm-Probleme, Schilddrüsenerkrankungen, Schmerzgeschehen, neurologische Störungen, hormoneller Imbalance oder andere Stoffwechselerkrankungen.
Man bezeichnet diese auch als somatopsychische Störungen: Wenn der Körper die Psyche beeinflusst. Beispiel: Ein Hund mit chronischen Gelenkschmerzen wird zunehmend aggressiv, weil die ständigen Schmerzen zu erhöhter Reizbarkeit und defensivem Verhalten führen.
Aber Verhaltensprobleme und Stress verursachen umgekehrt auch körperliche, sog. psychosomatische Störungen, wie Verdauungsstörungen (morgendliches Erbrechen, häufiger Durchfall) Hautprobleme oder Schlafstörungen mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit des Tieres.
Wie wird man Fachtierärztin für Verhaltens-Medizin?
Um die Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie zu führen zu dürfen, müssen TierärztInnen nach ihrem Studium mehrjährige praktische Erfahrung in der Verhaltenstherapie nachweisen, zahlreiche Falldokumentationen einreichen und ein anspruchsvolles Prüfungsgespräch vor der Tierärztekammer bestehen. Diese umfassende Qualifikation garantiert eine hochwertige verhaltensmedizinische Betreuung.
Ein wesentlicher Unterschied liegt in den medizinischen Befugnissen: Der Fachtierarzt für Verhaltensmedizin kann nicht nur verhaltenstherapeutisch arbeiten, sondern besitzt umfassende medizinische Kompetenzen. Diese umfassen das Erstellen einer vollständigen medizinischen Diagnose und das Anordnen wichtiger Untersuchungen, um das Verhaltensproblem abzuklären.
Nicht unwichtig ist dabei auch die Befugnis, verschreibungspflichtige Medikamente zu verordnen, wobei diese nie allein verschrieben sollten, sondern immer als Unterstützung einer zeitgleichen Verhaltenstherapie dienen. Von zentraler Bedeutung wird dies, wenn Verhaltensprobleme medizinische Ursachen haben oder der Stress für das Tier körperliche Folgen hat, die ein Hundetrainer weder diagnostizieren noch behandeln darf.
Als Tierärzte UND Trainer haben wir einen integrativen Ansatz, Verhaltensprobleme zu beurteilen. Die Verknüpfung von fundierter Tiermedizin, wie das Fachwissen über Hormone, Nervensystem, Schmerzen und die Verbindung moderner Verhaltenswissenschaft mit Lerntheorie zeichnet uns aus.
Tierärztin Dr. Astrid Schubert, Leiterin der SIRIUS Behavior Vets
Tierarzt:ärztin UND Hundetrainer:in
Viele Fachtierärzt:innen für Verhaltensmedizin haben zusätzlich eine Ausbildung als Hundetrainer:in absolviert. Diese Doppelqualifikation vereint das Beste aus beiden Welten: Die medizinische Expertise ermöglicht eine gründliche Diagnose möglicher körperlicher Ursachen, während die praktische Erfahrung als Hundetrainerin direkt in die Therapiegestaltung einfließt. Diese Spezialistinnen können den Patienten ganzheitlich erfassen und sowohl medizinische als auch verhaltenstherapeutische Aspekte aus einer Hand anbieten.
Dies führt oft zu besonders effektiven und praxisnahen Therapieansätzen, da keine Informationen zwischen verschiedenen Behandlern übersetzt werden müssen. Für Hundehalter bedeutet dies nicht nur kürzere Kommunikationswege, sondern auch eine besonders präzise abgestimmte Kombination aus medizinischer Behandlung und praktischem Training.
Ein Tier, das Probleme macht ist meist ein Tier, das Probleme hat.
Unsere Aufgabe: Die Antwort auf die wichtigste Frage an Dein Tier zu erhalten: "Wie können wir Dir helfen?"
Wann geht man zum Tierarzt für Verhaltens-Medizin?
- Jede Form von psycho-somatischer oder somato-psychischer Auffälligkeit z.B. immer wieder auftretende Verdauungsstörungen, durch chronische Schmerzen verursachte Depression oder aggressives Verhalten.
- Generell bei starken emotionalen Verhaltensstörungen (große Angst, übersteigerte Aggression, Hypereraktivität)
- Wenn das Training in der Hundeschule keine Erfolge bringt und es immer wieder zu Rückfällen kommt.
- Fälle von starker Trennungsangst oder Geräuschphobien (Gewitterphobie, Knallphobie9
- Fälle von Automutilation (Selbstverstümmelung, Ausreißen von Fell oder übermäßiges Lecken) oder stereotype / zwangartige Verhaltensweisen
- Wenn ein Tier, welches sich immer relativ normal verhalten hat, plötzlich deutliche Verschlechterung zeigt oder plötzlich in bekannten Situationen ängstlich/ aggressiv reagiert.